Ein guter Berater zeichnet sich natürlich durch fachliche Kompetenz aus. Wie wichtig darüber hinaus aber auch der richtige Einsatz der Stimme und professionelle Sprechtechniken sind, dafür sensibilisierte Prof. Dr. Oliver Niebuhr vom Mads Clausen Institute der University of Southern Denmark kürzlich die Teilnehmer eines In-House-Seminars bei EEP in Flensburg. In einem Gastbeitrag für unseren Blog erklärt der Trainer und Wissenschaftler, worauf es dabei ankommt und was sich hinter der neuen Methode „Acoustic Voice Profiling“ verbirgt.
Gastbeitrag
Charisma ist ein unterschätztes Merkmal einer Führungsposition. Vor allem im Deutschen schwingt beim Begriff Charisma auch immer ein Hauch Magie, Mystik oder Esoterik mit. Tatsächlich ist Charisma aber in den letzten Jahrzehnten zu einer wissenschaftlichen Größe geworden, die in Bewertungen von Hörern und Betrachtern, ja sogar in Änderungen von deren Einstellungen und Verhalten objektiv erfassbar und messbar ist (Zuneigung zu einer Person, Abstimmungsverhalten, Obst statt Schokolade essen, einen längeren statt einen kürzeren Fragebogen ausfüllen, Reise A statt Reise B buchen, Gehorchen ohne zu widersprechen, etc.).
Warum Charisma und warum lohnt es sich, es zu trainieren?
Was sind demzufolge die Vorteile einer charismatischeren Person? Sie kann andere führen und leiten; und zwar so, dass z.B. die Mitarbeiter und Geschäftspartner dies freiwillig tun, weil sie es wollen und nicht weil sie es müssen. Das heißt: Charismatischere Personen brauchen nicht in gleicher Weise Autorität auszuüben („die Chefkarte auszuspielen“) wie weniger charismatische Personen. Das sorgt unter anderem für ein besseres und konfliktfreies Arbeitsklima. Erwiesen ist außerdem, dass z.B. Mitarbeiter oder Geschäftspartner für charismatischere Personen „die Extrameile gehen“, also ggf. mehr und effizienter arbeiten. Der Charisma-Effekt ist vom Effekt finanzieller Bonuszahlen in gewissen Grenzen nicht zu unterscheiden! Charismatischere Personen inspirieren auch mehr und sorgen für eine höhere intrinsische Motivation. Letztere wiederum ist mit Kreativität verbunden. Über diese Verbindung können charismatischere Führungspersonen auch innovative Ideen stimulieren und Innovationen in ihren Unternehmen voranbringen. Letztlich, auch auf sich selbst bezogen, sind charismatischere Personen besser darin, Geschäftskontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten, Investor-Kapital zu akquirieren (insb. für Startups und junge Unternehmen essentiell) und sich in Verhandlungen durchzusetzen, z.B. wenn es darum geht, höhere Gehälter zu erzielen.
Der Ton macht die Musik, auch beim Charisma
Natürlich geht es beim charismatischen Sprechen und Präsentieren vor Zuhörern immer darum, die richtigen Worte zu finden. Aber so wichtig eine gute Wortwahl auch sein mag, sie ist nicht einmal die halbe Miete! WIE man etwas sagt, ist viel wichtiger als was man sagt: Der Ton macht die Musik! Warum? Die Intentionen, Emotionen und Einstellungen, die wir mit unserer Sprechmelodie übertragen, sind evolutionär viel älter und fundamentaler sind als die verbale Kommunikation. Flapsig gesagt: Wir haben alle schon seit hundertausenden von Jahren über Grunzen kommuniziert, bevor wir das erste Wort gesprochen haben. Selbst über Spezies hinweg ist dieser uralte Basis-„Code“ noch rudimentär vorhanden. Wir verstehen z.B. intuitiv, ob ein Hund spielen möchte, allein gelassen werden will, unterwürfig oder aggressiv ist. Umgekehrt achten auch Hunde bei uns Menschen primär auf alles Nonverbale, nicht auf die Wörter. Bei Mismatches zwischen Wort und Melodie gewinnt die Melodie. Das ist auch bei uns Menschen noch so. Das Wort „Scheiße“, ausgesprochen mit positiver Begeisterung, ist positiv, nicht negativ! Darauf, dass die Sprechmelodie das Wort stets aussticht, basiert auch alles, was wir als Ironie und Sarkasmus bezeichnen. Anders gesagt: „Nonverbal modes of communication are hardwired into our brains much deeper than the more recent language processing abilities and they affect us far more strongly“ (O. Fox Cabane 2012, Buch „The Charisma Myth“; dozierte in Stanford, Yale, Harvard, MIT und für die Vereinten Nationen). Dadurch können charismatischere Sprecher in gewissem Maße die Großhirnrinde („Ratio“) Ihrer Zuhörer umgehen und zu Handlugen und Entscheidungen in Ihrem Sinne bewegen.
Acoustic Voice Profiling macht Charisma messbar
An diesem Punkt (primäre Wirkung der Sprechmelodie) setzten wir von Saphire-Solutions an. Wir nehmen Ihre Sprache, analysieren sie und kommen so zu einer exakten Diagnose für eine Vielzahl von Schlüsselfaktoren. Hierauf bauen wir dann zielgenau mit Ihnen ein maßgeschneidertes Training auf.
„Charisma ist ein abstraktes und subjektives Konzept, für dass es keine einheitliches Kriterien gibt.“ Richtig? Falsch! Acoustic Voice Profiling ist das erste objektiv-akustische Diagnosetool für Charisma. Bis zu 80 % (vermutlich aber in jedem Fall mehr als 50 %) des persönlichen Charismas liegen nicht in unseren Worten, sondern in unserem Auftreten und maßgeblich in unserer Stimme und was eine Stimme charismatisch macht, das können wir jetzt messen.
Die Stimme lässt sich in einzelne Bausteine zerlegen, die akustisch messbar sind. Diese Methode ist in der experimentellen Phonetik seit Jahrzehnten gut erforscht. Doch inzwischen wissen wir auch, welche Bausteine in welcher Zusammensetzung einen charismatischen Sprecher ausmachen. Diese Fähigkeiten kombinieren wir nun miteinander, um die Stimme unserer Kunden in spezifisch dafür ausgelegten Übungen zu vermessen, auseinanderzuschneiden, die einzelnen Teile genauestens auszuwerten und zu einem ganzheitlichen Score wieder zusammenzufügen. Dieses Verfahren ist inzwischen patent-anhängig.
Acoustic Voice Profiling und alles, was in diesem Zusammenhang trainiert wird, basiert zu 100 % auf Erkenntnissen wissenschaftlich-experimenteller Forschung. Neben der akustischen Objektivität unseres Ansatzes (Punkt 1), ist dieses Forschungsfundament der zweite Punkt (Punkt 2), in dem sich Saphire Solution am stärksten von anderen Anbietern unterscheidet. Tatsächlich konnten wir im Rahmen unserer Forschung auch mit einigen falsche oder widersprüchliche Aussagen aus dem üblichen Kommunikationstraining aufräumen. Man sagt Ihnen, dass Sie deutlich sprechen sollen? Wir wissen: Das stimmt zwar grundsätzlich, gilt aber nicht durchgängig und nicht für jeden in jeder Situation! Man sagt Ihnen, dass die Bauchatmung besonders wichtig ist? Wir wissen: Nicht grundsätzlich falsch, aber nur in Verbindung mit bestimmten Konstellationen der Brustatmung, die letztlich sogar wichtiger ist als die Bauchatmung. Trainer A sagt ihnen, dass Sie Ihre Stimme heben und Ihr Sprechtempo senken sollen und Trainer B sagt Ihnen das Gegenteil: experimentelle Forschungsergebnisse zeigen: Beide haben recht und unrecht zugleich; es ist eine Frage der richtigen Umsetzung und des Sprechergeschlechts (für Frauen gelten andere Trainingsziele als für Männer!… und für verschiedene Kulturen wieder andere!). Das ist der Forschungsvorsprung von Saphire Solutions.
Punkt 3, in dem sich Saphire von anderen Anbietern abhebt, ist die Verwendung von visuellen Feedback-Methoden für das akustische Sprachsignals. Zum Beispiel können wir in Echtzeit die Sprechmelodie auf dem Bildschirm anzeigen, damit man bestimmte Aspekte davon greifbar erfahren und besser kontrollieren und trainieren kann. Wir können auch Sprache aufnehmen und mit Resynthese so verändern, dass man den Unterschied zwischen der aktuellen Sprechmelodie und der Zielmelodie sofort hören und anhand seiner eigenen Stimme leichter imitieren und erlernen kann. Wir können überdies Virtual-Reality Simulationen einsetzen, in denen sie für verschiedene Raum- und Publikumsgrößen Präsentationen und Vorträge trainieren können.
Das Acoustic Voice Profiling ist so effizient geworden, dass es auf allen Ebenen einsetzbar ist. Somit können Sie nicht nur von sich selbst, sondern auch von allen Mitarbeitern ihres Unternehmens vom Vorstand bis zum Vertriebler ein umfangreiches „Charismaprofil“ ihres gesamten Unternehmens erstellen.
Gastautor: Prof. Dr. Oliver Niebuhr